- gallikanischer Gesang
- gallikanischer Gesang,die Gesamtheit der Gesänge in der Liturgie des vorkarolingischen Gallien (gallikanische Liturgie), die sich vom 4. bis 7. Jahrhundert ausgebildet haben dürften. Der gallikanische Gesang zeigt Eigenständigkeit gegenüber der Tradition des liturgischen Gesangs in Rom, ähnlich wie die ihm verwandten Überlieferungen des ambrosianischen und des mozarabischen Gesangs. Im Zuge der Bestrebungen nach Vereinheitlichung der Liturgie versuchte bereits Pippin III., der Jüngere, den gallikanischen Gesang durch den gregorianischen Gesang zu ersetzen. Diese Bemühungen wurden von Karl dem Großen konsequent weitergeführt. - Ein um 700 entstandener Traktat über die alte gallikanische Liturgie (»Expositio brevis antiquae liturgiae gallicanae«) gibt einen relativ umfassenden Überblick über den Aufbau von Messe und Stundengottesdiensten in dieser Tradition. Für sie ist typisch, dass die priesterlichen Messgebete kein Gesamtgebet bilden, sondern aus einer Reihe von Einzelgebeten bestehen, die alle dem Kirchenjahr unterworfen sind, sodass jedes Fest ein eigenes Gesamtformular besitzt. Eine ausreichende Charakterisierung des gallikanischen Gesanges ist bisher aber nicht möglich, da nur ganz vereinzelt (v. a. südfranzösische) Handschriften erhalten geblieben sind.M. Huglo: Altgallikan. Liturgie, in: Gesch. der kath. Kirchenmusik, hg. v. K. G. Fellerer, Bd. 1 (1972).
Universal-Lexikon. 2012.